2500 Kilometer zu Fuß

Bei einem Medienprojekt in Gotha habe ich Ghais getroffen. Der Siebzehnjährige hat wahrscheinlich schon mehr erlebt, als manch einer von uns mit Siebzig. Er musste den Krieg in Syrien mit anschauen, erlebte dort acht Monate Gefängnis und türmte schließlich mit seinem Bruder in die Türkei. Zu zweit sind sie von dort aus bis nach Gotha gelaufen, eine mittelgroße Stadt in Thüringen, um dort wieder ganz neu anzufangen. Bei google Maps habe ich mal die Strecke von Piraeus (dort kommen viele Flüchtlinge übers Meer in der Türkei an) nach Gotha eingegeben - das sind knapp 2500 Kilometer. Er hat dafür anderthalb Monate gebraucht und viele unschöne Erlebnisse gehabt. Jetzt in Gotha lebt er in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Jugendliche und geht zur Schule - mit dem Ziel Abi zu machen und eine gute Arbeit zu finden. Ghais größter Wunsch ist es seine Familie wieder zu sehen. Zum Glück hat er Luca und Pascal - die nehmen ihn mit, wenn Sie um die Häuser ziehen, sie feiern zusammen Silvester und Geburtstage. "Für uns ist das kein Problem, wir erklären ihm immer die Wörter und helfen ihm, klar zu kommen", sagen die beiden. Endlich mal was Schönes zwischen all den Hasstiraden im Netz und auf der Straße, danke für diesen tollen Moment!